Zeit und Vergänglichkeit – Kompositionsauftrag an Jan Esra Kuhl

Anton-Webern-Chor Freiburg

Unter dem Titel Zeit und Vergänglichkeit finden in einem Konzert drei Stücke thematisch zueinander: Luciano Berios Lied Canticum novissimi testamenti, Johann Sebastian Bachs frühe Kantate Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit und ein mit der Unterstützung der EvS Musikstiftung in Auftrag gegebenes Werk des jungen Komponisten Jan Esra Kuhl. Das von 1989 bis 1991 entstandene Lied Berios für vier Klarinetten, vier Saxophone und acht Stimmen beruht auf einem Text des 2010 verstorbenen Dichters Edoardo Sanguineti. Auf radikale Art thematisiert Sanguineti die Vergänglichkeit der Zeit. Auch Bachs Kantate liegt diese Thematik zu Grunde, er kehrt die natürliche Zeiterfahrung im Akt des Glaubens jedoch um. Beide Stücke haben nahezu die gleiche physikalische Zeitdauer. Indem Berio den Vokalstimmen und dem Saxophonquartett die entfernt aufgestellten Klarinetten hinzufügt, entsteht über die räumliche Distanz ein Changieren zwischen den Klangebenen – dadurch ergibt sich eine spezielle neue Klangqualität, gleichzeitig wird aber auch das Fluktuieren zwischen den Ebenen des Bewussten und des Unbewussten abgebildet. Diese bisher wohl singuläre Klangkonstellation führt Jan Esra Kuhl, Schüler aus der Kompositionsklasse Jörg Widmanns, in dem Auftragswerk weiter.  

21. und 22. Oktober 2011 
Villingen und Freiburg