H. C. Robbins Landon

Aus der Laudatio von Robert Münster:

Erstaunen, Überraschung über die ungewohnte Wahl! Heute wird als 19. Preisträger der Ernst von Siemens Stiftung erstmals ein Vertreter des Fachs Musikwissenschaft geehrt — und ausgerechnet einer, in dessen Lebenswerk die Auseinandersetzung mit der Musik unserer Zeit nun gerade nicht im Mittelpunkt steht... Wer sich heute mit Haydn befassen will, kommt an Landons grundlegenden Arbeiten nicht vorbei.

Die Musikwelt verdankt ihm ein erstmals umfassendes und gültiges Bild von Werk und Persönlichkeit dieses lange in seiner epochalen Bedeutung verkannten Meisters. Eine wesentliche Aufgabe der Musikwissenschaft besteht darin, brückenbildend verständnisfördernde Hilfestellung zu leisten zwischen dem produzierenden und dem reproduzierenden Musiker, auch zwischen beiden und dem Musikhörer — ein nicht immer leichtes Unterfangen. Es gibt nur wenige Vertreter seines Fachs, denen gerade eine solche mehrfache Brückenbildung so souverän gelingt, deren Name so weit über die Fachdisziplin hinaus Weltgel- tung erlangt hat, wie dies bei Howard Chandler Robbins Landon der Fall ist. Seine Kompetenz als Musikwissenschaftler ist von jeder Seite geschätzt und anerkannt.