Foto: Guy Vivien

 

Helmut Lachenmann

Aus der Laudatio von Wolfgang Rihm:

Helmut Lachenmann "nimmt" nicht Geräusche und wendet sie als aufregende Klangreize an, er nimmt vielmehr das Wesen des Klingens ernst, nimmt es "wörtlich", nimmt den Klang auseinander, schaut ihn mit dem Gehör an und setzt ihn wieder zusammen; dieses mit der Aufmerksamkeit frühkindlichen Spiels und wissenschaftlicher Anamnese gleichermaßen.

Das gleichzeitig verwunderte und sezierende Anschauen — das Staunen und das Einschneiden, sowie das Zurückformen der klanglichen Erscheinungen auf ihre Existenz aus Materie — führt bei Lachenmann zu einer — nur bei ihm in dieser Form ausgeprägten — instrumentalen musique concrète. Zu einer Musik der konkreten Klänge, aber mit Instrumenten. Diese liefern die Konkretheit. Es ist also unsere Geschichte, die hier als konkretes Objekt Klang abgibt. Das klassisch gewordene Instrumentarium unserer in die Gegenwart verlängerten Musikgeschichte, die durch Lachenmanns Brechungsarbeit eine der wenigen wirklichen Legitimationen erhält, heute noch derart ungebrochen anwesend sein zu können...