Olivier Messiaen

Aus der Laudatio von Karl Heinz Ruppel:

Gibt es in diesem Lobsänger, diesem Anschauer eines leuchtend geöffneten Himmels des christlichen Universums, in dem die Vogel-Engel jubilieren, gibt es in ihm nicht auch etwas Mönchisches, Asketisches?

Ich meine den Olivier Messiaen, der sich in der Studierstube — vielleicht sagt man heute: ins Studio — einschließt, der über den Geheimnissen der Zahlenmystik indischer Rhythmen grübelt, ein System des Tondauerbereichs ersinnt und es der von der Wiener Schönberg-Schule vollbrachten systematischen Organisation des Tonhöhenbereichs an die Seite stellt, der über Zusammenhänge zwischen den Gesetzen musikalischer und stellarer Bewegung nachdenkt, Elemente einer Philosophie der Musik sucht — kurz, den Gelehrten, den Forscher Messiaen. Für uns vereinigt sich die Dreiheit von Forscher, Lehrer und Künstler in Olivier Messiaen zum Bild eines schöpferischen Menschen von jener Art, von der Rilke in der ersten "Duineser Elegie" gesagt hat: "Es muten manche Sterne dir zu, daß du sie spürtest".