Foto: Rui Camilo

 

Biografie

Olga Neuwirth wurde 1968 in Graz geboren. Sie studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Wien sowie am San Francisco Conservatory of Music. Während ihrer Zeit in den U.S.A. besuchte sie außerdem das San Francisco Art College wo sie Malerei und Film studierte. Unter ihren privaten Kompositionslehrer_innen befanden sich Adriana Hölszky, Tristan Murail and Luigi Nono. Internationales Aufsehen erregte sie 1991, im Alter von 22 Jahren, als zwei ihrer Mini-Opern mit Texten von Elfriede Jelinek bei den Wiener Festwochen aufgeführt wurden. Seither beinhaltet ihre künstlerische Praxis zahlreiche ästhetische Formen mit Wurzeln in Film, Literatur, dem Alltag, Bildenden Künsten, Architektur und Wissenschaft. 1998 wurde sie im Rahmen der Reihe „Next Generation“ bei den Salzburger Festspielen in zwei Porträtkonzerten vorgestellt. Höhepunkte ihrer Arbeit umfassen: Clinamen/Nodus für Pierre Boulez und das London Symphony Orchestra (2000); die Zusammenarbeit mit der Literaturnobelpreis-trägerin Elfride Jelinek, mit der sie zwei Hörspiele und drei Opern schuf, unter ihnen die Multimedia-Oper Bäh-Lambs Fest (1993/1998) nach Leonora Carrington und Lost Highway (2003), basierend aus dem Film von David Lynch. 2008 gewann Lost Highway einen South Bank Show Award für die Produktion der English National Opera im Young Vic Theatre, London. Während eines Aufenthalts in New York (2010 /11) entstanden die Musiktheaterstücke The Outcast – Homage to Herman Melville und American Lulu, basierend auf Alban Bergs Lulu, die in Berlin 2012 uraufgeführt wurden. 

Filmmusiken schrieb Neuwirth für Das Vaterspiel (2009), den Horrorfilm Ich seh ich seh (2014) und den Stummfilm Die Stadt ohne Juden (2017). Das Orchesterstück Masaot/Clock without Hands, geschrieben für die Wiener Philharmoniker, wurde im Mai 2015 in Köln und Wien uraufgeführt und erlebte seine US-Premiere 2016 in der Carnegie Hall. 2015 kam, im Rahmen der Salzburger Festspiele, die Eleanor Suite für Bluessänger und Ensemble mit dem Klangforum Wien zur Aufführung, sowie Le Encantadas, ein achtzigminütiges Surround-Stück für Live-Elektronik und Ensemble mit dem Ensemble intercontemporain, das in Donaueschingen und beim Festival d’Automne in Paris Premiere feierte. Olga Neuwirth war 2002 und 2016 Composer in Residence des Lucerne Festivals, in dessen Rahmen das Schlagzeugkonzert Trurliade-Zone Zero 2016 uraufgeführt wurde. Im Frühling 2017 realisierte sie eine 3D-Klanginstallation für die Imprimer Le Monde-Ausstellung des Centre Pompidou. 2018 wurde in Schweden Aello – ballet mécanomorphe von der Flötistin Claire Chase und dem Swedish Chamber Orchestra uraufgeführt, welches anschließend bei den BBC Proms in London gespielt wurde. Seit über 30 Jahren erhebt Olga Neuwirth ihr Stimme gegen sozialpolitische Missstände, wobei ihr Werk ein weites Formen- und Genre-Spektrum beleuchtet: Opern, Hörspiele, Klanginstallationen, „Art-Works“, Fotografie und Filmmusik. Neben den Kompositionen realisierte sie Klanginstallationen, Kunstausstellungen, und Kurzfilme. Eine ihrer Multimedia-Installationen wurde bei der documenta 2007 in Kassel präsentiert. In vielen ihrer Arbeiten verschmelzen Livemusiker_innen, Elektronik und Video zu audiovisuellen Erfahrungen.

Unter zahlreichen Preisen erhielt sie 2010 als erste Frau den Großen Österreichischen Staatspreis in der Kategorie Musik und 2021 den renommierten Wolf Prize gemeinsam mit Stevie Wonder. Ihre Oper Orlando nach Virginia Woolf war 2019 die erste Auftragskomposition an eine Frau in der hunderfünfzigjährigen Geschichte der Wiener Staatsoper und wurde vom Magazin Opernwelt als „Weltpremiere des Jahres“ ausgezeichnet. Orlando erhielt den Grawemeyer Award for Music Composition 2022 der University of Louisville, Kentucky. Ein neues Werk für Orchester, Countertenor und Kinderchor, Keyframes for a Hippogriff – in memoriam Hester Diamond, welches ursprünglich im Mai 2020 mit den New Yorker Philharmonikern uraufgeführt werden sollte, musste pandemiebedingt verschoben werden und kam erst im September 2021, mit den Co-Auftraggebern, den Berliner Philharmonikern, unter Jakub Hrůša beim Musikfest Berlin zur Aufführung Weitere Auftragskompositionen der BBC Proms und des Royal Stockholm Philharmonic Orchestra werden in der Saison 2022/23 zu hören sein. Das Orchesterstück Dreydl wurde in einer Kooperation des Orchestre National de Lyon und der Staatskapelle Dresden in Auftrag gegeben und wird im Mai 2022 im Rahmen einer Residency in Lyon uraufgeführt. Während der Corona-Pandemie entstand der CoronAtion Cycle, ein Zyklus von verschiedenen Stücken. Neuwirth arbeitet seit 2011 an einer neuen Oper, die sich aus einer alten Mangageschichte speist. Das Libretto wurde zusammen mit dem amerikanischen Romanautor Barry Gifford verfasst.
Seit 2021 ist Olga Neuwirth Kompositionsprofessorin an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

 

www.olganeuwirth.com