Foto: Zlatko Micic

 

Kompositionsauftrag an Bernd Richard Deutsch

Basel Sinfonietta, Schweiz

Die Basel Sinfonietta vergibt mit Unterstützung der EvS Musikstiftung einen Kompositionsauftrag für Sheng und Orchester an den österreichischen Komponisten Bernd Richard Deutsch. Er ist einer der ersten europäischen Komponisten, der für das ostasiatische Instrument Sheng schreibt. Dies geschieht auf Anregung der koreanischen, in Deutschland lebenden Komponistin Unsuk Chin. Das Werk wird von dem chinesischen Shen-Virtuosen Wu Wei uraufgeführt. Deutsch schreibt zu seinem Werk: „Als ich von Wu Wei im vergangenen Jahr gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könne, ein Werk für Sheng und Orchester zu schreiben, war ich sofort von der Idee begeistert. Dieses Projekt bietet die einzigartige Gelegenheit für mich, als Komponist sozusagen am Nullpunkt anzufangen. Für mich war sofort klar, dass es notwendig sein würde, mich dem Instrument selbst spielend zu nähern. Es wäre undenkbar für mich, eine Solostimme zu schreiben, die dann vom Interpreten erst eingerichtet und verändert werden müsste. Durch das tägliche Studium des Instruments zeigt sich, dass das komplizierte und auf den ersten Blick unlogisch erscheinende Griffsystem der Sheng in ihrer modernen chromatischen Variante ungeahnte Möglichkeiten der Kombination der 36 Töne eröffnet. Bis zu 12 Töne und mehr können gleichzeitig gespielt, komplizierteste Tonaggregate in ungewöhnlichen Lagen erzeugt werden. Es ist sogar möglich, bis zu drei deutlich voneinander unterscheidbare Schichten gleichzeitig zu spielen. Besonders bei der Fortschreitung von einer harmonischen Konstellation zur nächsten muss auf die speziellen Bedingungen der Sheng Rücksicht genommen werden. Das bietet dem Komponisten die Chance, die Harmonik gewissermaßen aus dem Instrument selbst heraus zu entwickeln. Die Klang- und Dynamikpalette reicht von sphärisch-geisterhaftem ppp bis zu durchdringendem und schrillem fff, die Kombinationsmöglichkeiten mit den verschiedenen Instrumentengruppen des Orchesters sind unerschöpflich. Da die Klangfarbe der Sheng (ähnlich einem Orgelregister) selbst kaum variiert werden kann, birgt sie auch die Gefahr einer gewissen Monotonie in sich. Es wird daher ein wichtiger Teil der kompositorischen Aufgabe sein, diesen Eindruck zu vermeiden und die vielfältigen Möglichkeiten des Instruments und seiner Kombination und Interaktion mit den Klangfarben des Orchesters darzustellen.“


5. Mai 2019
Pantheon Muttenz, Basel, Schweiz


Weitere Informationen:
baselsinfonietta.ch