Kompositionsauftrag an David Hudry

Ensemble Court-Circuit, Boulogne, Frankreich

Transmission I ist ein Stück für Soloklarinette und ein Ensemble von 7 Instrumenten (Querflöte, Oboe, Fagott, Klavier, Schlagzeug, Violoncello und Kontrabass), das für das Ensembel Court-Circuit geschrieben wird. Es ist ein Stück das die verschiedensten Interaktionen zwischen dem Soloinstrument und dem Ensemble erkunden wird. Der Solistenpart kann auch also Solo-Stück (alla berio) gespielt werden.
Transmission ist eine Referenz an den Mechanismus der Übertragung zwischen einem Motor und seinem Empfänger. David Hudry, der Komponist, interessiert sich für diese besondere Auffassung von Energieübertragung. In seiner neuen Komposition spielt sich der Energietransfer zwischen der Klarinette und dem Ensemble oder einem Teil des Ensembles ab. Die Gesten und Klänge der Klarinette werden in das Konstrukt des größeren Ensembles hinein neu orchestriert und verarbeitet. Bestimmte Klarinettengesten oder besondere Spieltechniken (z.B. Multiphonics, Vocal Sounds) werden zuerst aufgenommen. Es wird dann, mithilfe einer Software namens Orchids (Ircam), der Inhalt analysiert und das Klarinettenmaterial akustisch wieder hergestellt.
Die Idee des Übertragungsprozesses wird zunächst in dem Verhältnis des Solisten zum Instrumentalensemble gesehen, jedoch existiert die umgekehrte Beziehung ebenfalls.
- 1. Fall: Die Klariniette initiiert eine musikalische Geste oder eine bestimmte Spieltechnik, gibt diese dann weiter an das Ensemble, welches das Material dann erweitert und verstärkt. Das Ensemble kann dann entweder als „Soundbox“ dienen oder es wird zum Medium für eine graduelle Transformation des Klarinettenklangs. Manchmal wird dasselbe Klangmaterial der Klarinette auf verschiedene Arten transformiert (vom nächst- bis weitmöglichst entferntesten vom Originalklang). Dies gleicht der Idee eines Welleneffekts der die ursprüngliche Idee ausweitet. David Hudry wird diese Transformationen so organisieren, dass sie entweder als progressive Sequenz gespielt werden können, welche die die graduelle Abänderung und Distanzierung des ursprünglichen musikalischen Materials zeigt. Diese Transformationen können rabiat einander gegenübergestellt werden, um einen starken Einfluss auf die Dramaturgie des Stückes zu hinterlassen. David Hudry plant außerdem das ursprüngliche Klarinettenmaterial mit einer dieser Transformationen zu überlagern, und mit diesem Hybrid eine neue Klangfarbe zu kreieren.
- 2. Fall: Umgekehrt initiiert das Ensemble eine komplexe musikalische Textur, die voller Rhythmischer Aktivität und Energie ist. Die Klarinette entspringt dann dieser Klangmasse und betont (enthüllt) Details dieser Textur und gibt Aufschluss über die inneren Mechanismen der Klangmasse.


10. September 2019
Conservatoire de Paris, Frankreich


Weitere Informationen:
court-circuit.fr