Foto: Tobias Schult

 

Einklang freier Wesen

Ensemble Resonanz, Hamburg, Deutschland


1995 schrieb Georg Friedrich Haas seinen Einklang freier Wesen. Der Begriff des Solistenensembles ist in dieser Komposition wörtlich genommen. Jede der zehn Einzelstimmen ist ein Solostück, das Ensemblewerk entsteht als Vernetzung dieser isoliert lebensfähigen Einzellinien. Die Titel der einzelnen Stücke beziehen sich auf Hölderlins Roman Hyperion.

Das Hölderlin-Jahr 2020 fällt zusammen mit der weltumspannenden Corona-Pandemie, die flächendeckend und zeitweise fast vollständig die Arbeit von Ensembles und die Möglichkeit von Musikerfahrung zum Erliegen gebracht hat. In der Klanginstallation Einklang freier Wesen reagieren fünf international maßgebliche Ensembles und das ZKM auf diese Situation mit einer Zusammenarbeit aus der Vereinzelung.

Das Talea Ensemble, Klangforum Wien, Ensemble Musikfabrik, Ensemble Modern und das Ensemble Resonanz entwickeln einen Weg, die zehn zugrundeliegenden Solowerke aus fünf verschiedenen Städten und Räumlichkeiten heraus aufzunehmen – zwei Werke je Stadt und Ensemble. Am ZKM werden die Aufnahmen der SolistInnen dann zu einer integralen Multikanalproduktion weiterentwickelt. Für den notwendigen koordinatorischen und musikalischen Einklang sorgt Bas Wiegers per Videodirigat und fernelektronischen künstlerischen Briefings der MusikerInnen. Für die digitale als auch eine physische Ausspielung des so entstehenden Multitracks wird ein Interface entwickelt, das die HörerInnen aktiviert und ihnen einen individuellen Weg des Hörens eröffnet. Sie können einzelne Instrumente wählen und gesondert verfolgen, ebenso wie ihre eigene Hörsituation im Kreis der zehn Einzelstimmen verändern. Die Ernst von Siemens Musikstiftung ermöglicht die Klanginstallation.


Weitere Informationen:
ensembleresonanz.com