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Neue Konzepte von Harmonik in musikalischer Komposition: 1945–1975

Fondazione Giorgio Cini – Istituto per la Musica, Venedig, Italien

Nach dem zweiten Weltkrieg hat die Differenzierung der musikalischen Sprache die Entstehung von harmonischen Konzepten begünstigt, die von der klassischen Funktionsharmonik und Tonalität sprengenden Ansätzen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts abweichen. In Venedig setzt sich die musikwissenschaftliche Forschung das Ziel, die oft sehr komplexen Verfahrensweisen einzelner Komponisten näher zu betrachten und miteinander zu vergleichen. Als Ausgangspunkte des Projekts dienen die Werke von Boulez, Cage, Carter, Ligeti, Maderna, Messiaen, Stockhausen, Xenakis und B. A. Zimmermann. Durch die Zusammenarbeit mit erfahrenen MusikerInnen, werden die Wirksamkeit der harmonischen Konzepte auf die Interpretation ausgelotet und die Bedeutung der harmonischen Strukturen für die musikalische Analyse erörtert. Geprüft wird, ob das Dreiecksverhältnis zwischen Kontrapunkt, Harmonie und Form, für die Musik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer noch von Geltung ist. Außerdem wird der Frage nach der Selbständigkeit der Melodie gegenüber dem harmonischen Bau nachgegangen oder umgekehrt der prinzipiellen Austauschbarkeit der beiden Dimensionen. Die Bedeutung und Angemessenheit von neuen Kategorien wie Feld, Textur und Klangraum werden untersucht und die Auswirkungen der harmonischen Planung für die Form der Stücke diskutiert. Folgend werden Satztechnik und Hierarchie der die Harmonik konstituierenden Elemente in Werken unterschiedlicher Komponisten erörtert, um einen gemeinsamen Horizont festzulegen sowie Hypothesen über die Bedeutung für die Aufführungspraxis zu formulieren. Zum letzteren Punkt wird an die Erfahrung angeknüpft, die das Musikinstitut mit verschiedenen Solisten internationaler Größe gesammelt hat. Die Ernst von Siemens Musikstiftung finanziert das Forschungsprojekt.


Weitere Informationen:
cini.it