Foto: Boosey & Hawkes Bote & Bock

 

Torso eines Lebens. Der Komponist und Pianist Gideon Klein (1919–45)

musica reanimata e. V., Berlin, Deutschland


Es blieb ein Torso – das Leben des genialen, frühbegabten Gideon Klein, der schon zwanzigjährig in Prag als Pianist bekannt war, auch als ein umfassend gebildeter Gesprächspartner. Aber die deutsche Besetzung der Tschechoslowakei 1939 unterbrach ein Jahr später sein Musikstudium und seine Konzertaktivitäten. Zwei Tage vor seinem 22. Geburtstag wurde er ins Ghetto Theresienstadt deportiert, das er unter Zwang mit aufbauen musste. In Theresienstadt verbrachte er fast drei Jahre, entfaltete eine erstaunliche musikalische Aktivität, komponierte weiter, organisierte Konzerte und war auch als leidenschaftlicher Pädagoge tätig. Am 16. Oktober 1944 wurde Gideon Klein nach Auschwitz deportiert, überstand die dortige Selektion, gelangte ins KZ Fürstengrube, wo er kurz vor Auflösung des Lagers Ende Januar 1945 ermordet wurde.

Zu seinem 100. Geburtstag im Dezember 2019 plant musica reanimata eine erste umfassende Würdigung dieses Musikers. Es soll nicht nur sein musikalisches Werk präsentiert werden, sondern auch die Vielfalt seines Wirkens dargestellt werden. In der zweitägigen Veranstaltung „Torso eines Lebens. Der Komponist und Pianist Gideon Klein“, die musica reanimata in Kooperation mit dem Staatlichen Institut für Musikforschung organisiert, stellt der englische Musikwissenschaftler David Fligg die erste Biographie über Gideon Klein vor. Das auch von ihm verfasste musikalisch-literarische Programm „Gideon Klein. Portrait Of A Composer“ wird im Rahmen des Symposiums, das von der EvS Musikstiftung unterstützt wird, erstmals in Deutschland präsentiert. Eine Ausstellung stellt die bereits vorliegenden Buch-, Noten- und CD-Veröffentlichungen zu Klein vor, Vorträge widmen sich verschiedenen Aspekten seines Schaffens und der Rezeption seiner Werke. Die meisten der dabei behandelten Werke sollen in einem Konzert zum Abschluss gespielt werden. Zur deutschen Erstaufführung kommt dabei ein bislang unveröffentlichtes Melodram. Hier wird deutlich, wieviel Wert auf eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis gelegt wird.

Der Berliner Verein musica reanimata wurde 1990 mit der Überzeugung gegründet, dass ohne die Komponisten, die Opfer des Nationalsozialismus wurden, die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts unvollständig ist. Die Arbeit des Vereins hat Anerkennung gefunden durch die Verleihung des Deutschen Kritikerpreises 2006.


13. Dezember 2019
Curt-Sachs-Saal, Staatliches Institut für Musikforschung, Berlin, Deutschland

14. Dezember 2019
Curt-Sachs-Saal, Staatliches Institut für Musikforschung, Berlin, Deutschland


Weitere Informationen:
musica-reanimata.de