Acht Kompositionsaufträge: Diktaturen - Geschichte und Gegenwart

KlangForum Heidelberg e.V., Heidelberg, Deutschland

 

Eine der Aufgaben zeitgenössischer Kunst und Musik ist es, Diktaturen und deren Tolerieren als Mittel von Politik und Diplomatie entgegenzuwirken und Bürgerrechte wie Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit oder Freiheit des Andersdenkenden einzufordern.Das Projekt greift den historischen Fall der Tübinger Studentin Elisabeth Käsemann auf, der das klassische Dilemma des moralisch zum Widerstand verpflichteten Individuums zeigt, das sich für oder gegen die Anwendung von Gewalt gegen staatliche Unrechtssysteme im Sinne des Widerstandsrechts entscheiden muss.

Im Gedenken an Käsemanns Tod wie an das bis heute andauernde und neu verursachte Leiden vieler direkter und indirekter Opfer autoritärer Diktaturen hat das KlangForum Heidelberg, unterstützt durch die EvS Musikstiftung, zeitgenössische Komponisten angeregt, sich aus verschiedener biographischer und kultureller Perspektive in Auftragswerken künstlerisch dem Thema anzunähern. Die von den Ensembles des KlangForum Heidelberg intensiv gepflegte Verbindung textgebundener vokaler und instrumentaler Kammermusik ermöglicht eine differenzierte Darstellung des themenimmanenten Spannungsverhältnisses von Einzelschicksal und totalitärem System. Alle Komponisten stellen sich dieser Herausforderung und bringen dazu biographisch-charakteristische Hintergründe und Sichtweisen ein. So hat der in Kanada lebende Daniel Péter Bíro als gebürtiger Ungar Erfahrung mit verschiedenen Arten von Diktatur; der Italiener Aureliano Cattaneo behandelt den Faschismus der 30er Jahre; Alberto Hortigüela und José Sanchez-Verdú thematisieren mit ihrer Heimat Spanien die vorerst letzte europäische Diktatur; Xilin Wang, heute einer der renommiertesten Komponisten der VR China, musste in wechselnden politischen und "kulturrevolutionären" Verhältnissen immer wieder Repressionen erleiden; Mithatcan Öcal steht als türkischer Künstler in einer besonders aktuellen politisch-diplomatischen Problematik; der gebürtige Argentinier Erik Oña hinterfragt das Verstummen der sogenannten Desaparecidos und dessen Vertonbarkeit; im Auftragswerk der Deutschen Karin Haußmann schließlich wird Käsemanns Schicksal selbst zum Thema.

 

26.–29. Oktober 2017
Stadthalle Heidelberg

 

Weitere Informationen
www.klanghd.de