Biografie

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Christoph Eschenbach wurde am 20. Februar 1940 in Breslau (Wroclaw, Polen) geboren. Seine Mutter starb bei der Geburt, der Vater nur wenige Jahre später in einem Strafbataillon an der Kriegsfront. Zuvor war Heribert Ringmann, Musikwissenschaftler, von der Universität Breslau verwiesen und in die Provinz verbannt worden. Nach dem Krieg erkrankt Eschenbach in einem Waisenhaus in Mecklenburg an Typhus. Die Adoption durch Wallydore Eschenbach, eine Cousine der leiblichen Mutter, empfindet Eschenbach als „Rettung“. Die Sängerin und Pianistin gibt dem über Leid und Krankheit verstummten Kind nicht nur die Sprache zurück, als sie den Jungen fragt, ob er selbst Musik machen wolle und er nach einjährigem Schweigen „ja“ antwortet. Sie schenkt dem Leben Eschenbachs „einen tiefen Sinn und seelischen Frieden“.

Im Frühling 1951 beginnt Christoph Eschenbach sein Klavierstudium bei Eliza Hansen in Hamburg, 1955 wird er in die Musikhochschule Köln, Klavierklasse von Hans-Otto Schmidt-Neuhaus, aufgenommen. Nach dem Abitur 1959 beginnt er ein Dirigierstudium bei Wilhelm Brückner-Rüggeberg in Hamburg. 1962 gewinnt er den ARD-Musikwettbewerbettbewerb in München, bald darauf schließt er seinen ersten Schallplattenvertrag als Pianist mit der Deutschen Grammophon Gesellschaft ab. Weitere Preise und zahlreiche Einspielungen folgen. 1967 wird George Szell Eschenbachs Lehrer.

Von George Szell und Herbert von Karajan gefördert, war Christoph Eschenbach Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Züricher Tonhalle-Orchesters von 1982 bis 1986, musikalischer Direktor der Houston Symphony von 1988 bis 1999, musikalischer Direktor des Ravinia Festivals von 1994 bis 2003 und künstlerischer Leiter des Schleswig-Holstein Musik Festivals von 1999 bis 2002. Christoph Eschenbach ist Ritter der Légion d'Honneur, Offizier des französischen Nationalverdienstordens, Commandeur des Ordre des Arts et des Lettres, Träger des deutschen Bundesverdienstkreuzes und Gewinner des Leonard Bernstein Preises.

Christoph Eschenbach ist bis zum heutigen Tag hoch geschätzter Gastdirigent der großen Orchester und Opernhäuser der Welt. Er versieht seit September 2010 die doppelte Leitung des John F. Kennedy Center for the Performing Arts sowie des National Symphony Orchestra in Washington D.C. Seit seiner Berufung im Jahre 2008 hat er eine Schlüsselrolle inne bei der Planung der Spielzeiten, der internationalen Festivals und besonderen Projekte für diese beiden renommierten Institutionen.

Zu den Höhepunkten der Spielzeiten 2014 und 2015 gehören Einladungen von Seiten amerikanischer Orchester wie des Chicago Symphony, des Los Angeles Philharmonic, des Philadelphia Orchestra und des Boston Symphony Orchestra. In seiner Eigenschaft als musikalischer Direktor des National Symphony Orchestra in Washington dirigierte Eschenbach eine Vielzahl von Konzertprogrammen im Kennedy Center, darunter den Rosenkavalier mit Renée Fleming im Frühjahr 2014. Mit dem Houston Symphony Orchestra kommt Mahlers 8. Symphonie, die Symphonie der Tausend, zur Aufführung. In Europa steht Eschenbach am Pult des Leipziger Gewandhausorchesters, der Münchner Philharmoniker, der Dresdener Staatskapelle (anlässlich der Salzburger Osterfestspiele) sowie des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin. Neben den Bamberger Symphonikern, dem Orchestre National de France, dem National Spanish Orchestra und dem Orchestra dell’Accademia Nationale di Santa Cecilia in Rom, leitet Eschenbach auch wieder zwei Orchester, deren langjähriger musikalischer Direktor er war (von 1998 bis 2004 bzw. von 2000 bis 2010): das NDR Sinfonieorchester in Hamburg und das Orchestre de Paris. Im Dezember 2014 hatte er das Vergnügen, nach China zurückzukehren, um in Peking das NCPA Orchestra zu dirigieren.

Im Opernrepertoire dirigiert Eschenbach die Zauberflöte und Idomeneo an der Wiener Staatsoper und setzt mit Don Giovanni den Da-Ponte-Zyklus fort, den er in der letzten Spielzeit bei den Salzburger Festspielen begonnen hat.

Mit den Wiener Philharmonikern, dem London Philharmonic Orchestra und dem Gustav Mahler Jugendorchester war bzw. geht er in dieser Spielzeit auf Europatournee und ist – wie jedes Jahr seit 1999 – Gast des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Besonders zu erwähnen ist schließlich, dass Eschenbach dem Shanghai Symphony Orchestra beim Neujahrskonzert in Shanghai sowie den Wiener Philharmonikern beim berühmten Sommernachtskonzert Schönbrunn vorstand.

Die Weitergabe seiner großen künstlerischen Erfahrung liegt Christoph Eschenbach besonders am Herzen; er hält regelmäßig Meisterkurse ab und leitet Orchesterakademien wie die des Schleswig-Holstein Musikfestivals, die Kronberg Academy, die Manhattan School of Music, etc.

Als Pianist setzt Christoph Eschenbach die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Bariton Matthias Goerne fort. Das Duo hat seit 2009 die Liederzyklen Franz Schuberts – Die Schöne Müllerin, Die Winterreise und Schwanengesang – für Harmonia Mundi eingespielt und dafür großen Beifall von Seiten der Kritik geerntet. Bei den Salzburger Festspielen im Sommer 2010 kamen die Zyklen an drei Abenden zur Aufführung. Damals spielte Eschenbach auch Schuberts monumentale B-Dur-Klaviersonate D 960 und dirigierte zwei Konzerte mit den Wiener Philharmonikern. Die Liederzyklen Schuberts wurden danach in der Spielzeit 2011/12 in der Pariser Salle Pleyel aufgeführt sowie beim Wiener Musikverein im darauf folgenden Jahr. 2014 und 2015 setzt das Duo seine Zusammenarbeit fort mit Recitals im Symphony Center, Chicago, im Kennedy Center und in der Carnegie Hall sowie in Baden Baden und Hamburg.

Seit über fünf Jahrzehnten hat Christoph Eschenbach eine beeindruckende Anzahl von Musikwerken eingespielt, sowohl als Dirigent wie als Pianist. Seine Diskographie reicht von Werken J. S. Bachs bis zu zeitgenössischer Musik und spiegelt ein Engagement wider, das nicht allein die kanonischen Werke der Musikgeschichte betrifft, sondern ebenso die Musik des ausgehenden 20. und beginnenden 21.Jahrhunderts. Eschenbachs Aufnahmen mit dem Orchestre de Paris erschienen bei Ondine und der Deutschen Grammophon, darüber hinaus gibt es Einspielungen mit dem London Symphony (Sony/BMG), den Wiener Philharmonikern (Decca), dem NDR Sinfonieorchester (BMG/Sony & Warner) und der Houston Symphony (Koch), um nur die wichtigsten zu nennen. In den letzten fünf Jahren hat Ondine sechzehn von der Kritik hochgelobte CDs mit dem Orchestre de Paris und dem Philadelphia Orchestra unter Eschenbachs Leitung herausgebracht, von denen einige besondere Ehrungen erfahren haben wie Disc of the Month des BBC Magazine, Gramophone‘s Editors Choice, den Preis der Deutschen Schallplattenkritik oder den MIDEM Classical Award 2009 in der Kategorie Zeitgenössische Musik (für eine CD mit Werken von Kaija Saariaho, eingespielt mit dem Orchestre de Paris und der Sopranistin Karita Mattila). Seine aktuelle Hindemith-Einspielung mit Midori und dem NDR Sinfonieorchester gewann 2014 den Grammy Award in der Kategorie Best Classical Compendium.

Stand: Januar 2015